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Metastudie zeigt: Kognitives Training hilft gegen Depression

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Eine 2015 veröffentlichte Metastudie zeigt, dass kognitives Training einen positiven Einfluss auf die Behandlung von Depressionen haben kann.
  • Depressionen sind eine häufige Erkrankung mit erheblichen gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen.
  • Der Studie zufolge kann Gehirntraining nicht nur kognitive Fähigkeiten verbessern, sondern kann auch die Stimmung aufhellen und die alltägliche Funktionsfähigkeit verbessern.

Kognitives Training bei Depression? Was zunächst abwegig klingen mag, hat möglicherweise großes Potenzial. Eine neue Metastudie zeigt, wie Patienten von Gehirntraining profitieren könnten. 

Depression ist eine weitverbreitete Krankheit. In den USA beispielsweise erkranken im Laufe ihres Lebens 16,6% der Bevölkerung an einer Depression. Die Symptome reichen von Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit über Schlaf- und Appetitlosigkeit bis hin zu einer höheren Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Krankheit stellt daher oft eine große Belastung für die Betroffenen dar.

Neben dem Leid der Betroffenen ist der volkswirtschaftliche Schaden beachtlich. Allein in den USA entstehen durch die Behandlung und den Arbeitsausfall jährlich Kosten von 83 Milliarden Dollar.

Guter Rat ist teuer

Wissenschaftler, Ärzte und Psychotherapeuten bemühen sich bereits seit vielen Jahren um eine adäquate Behandlung betroffener Patienten. Zum einen liegt dies an der Art der Behandlung, beispielsweise an der falschen Medikation, zum anderen daran, dass die Krankheit oftmals unerkannt und daher unbehandelt bleibt. Die Behandlung besteht heutzutage in der Regel aus einer Kombination von medikamentöser und Psychotherapie. Diese Art der Behandlung schlägt bei vielen Patienten an, es gibt aber immer noch Fälle, denen nicht oder nicht hinreichend geholfen werden kann.

Kognitives Training als dritte Komponente

Frau führt kognitives Training auf ihrem Smartphone aus, was sie von ihrer Depression schützt.

Ein weiteres Symptom von Depressionen sind kognitive Beeinträchtigungen. In der Regel bilden sich diese Symptome mit einem allgemeinen Abklingen der Depression zurück, dennoch können sie den Genesungsprozess erschweren. Aus diesem Grund wurde bereits in mehreren Studien untersucht, inwiefern Gehirntraining einen positiven Einfluss auf die Behandlung ausübt. Dabei konkurrieren verschiedene Theorien, worin der Nutzen von Gehirntraining liegt. Sind es lediglich die kognitiven Einbußen, die beseitigt werden, oder besteht auch eine Wirkungsverstärkung der anderen Grundpfeiler der Therapie? Können also Gehirntraining Übungen beispielsweise auch die Stimmung von depressiven Menschen aufhellen?

Metastudie gibt Auskunft

Eine neue Metastudie untersuchte die Wirksamkeit von Gehirntraining in der Behandlung von Depression. Dieser Ansatz bietet den Vorteil, dass sämtliche Studien, die zu diesem Thema veröffentlicht wurden und eine hohe Qualität aufweisen, gemeinsam analysiert werden. Ausreißer in einer Studie fallen somit weniger stark ins Gewicht, während die Ergebnisse über alle Studien hinweg eine größere Aussagekraft besitzen. Das Team um den Wissenschaftler Joel Sneed untersuchte insgesamt neun Studien; zwar gab es noch mehr Studien zu dem Thema, doch entsprachen sie nicht den hohen Qualitätsanforderungen.

Effekt auf Stimmung, Aktivität und kognitive Fähigkeiten

In sämtlichen Studien, die analysiert wurden, gab es zudem eine Kontrollgruppe, die die übliche Form der Behandlung bekam, jedoch kein Gehirntraining. Dies ermöglicht es, mögliche Effekte auf Gehirntraining zurückzuführen und auszuschließen, dass in Wirklichkeit Medikamente und/oder Psychotherapie für den Therapieerfolg verantwortlich waren. Von Interesse war die Wirkung des Trainings auf kognitive Fähigkeiten (Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, kognitive Gesamtleistung), auf die Stimmung (z.B. Niedergeschlagenheit) sowie auf das sogenannte „daily functioning“. Darunter verstehen Wissenschaftler die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben selbstständig durchzuführen.

Die Ergebnisse

Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass sich das Training in sämtlichen analysierten Bereichen positiv auswirkte. Während es plausibel klingt, dass Gehirntraining die kognitiven Fähigkeiten wie die Konzentration steigert, ist es durchaus erstaunlich, dass sich auch die Stimmung aufhellte und das Gehirntraining dazu führte, dass Personen besser in der Lage waren, im Alltag zu funktionieren. 

Das Gehirntraining war ein therapiebegleitender Zusatz zu den anderen Komponenten der Behandlung. Dennoch kann eindeutig ein Teil der Genesung auf das kognitive Training zurückgeführt werden. Die Ergebnisse sind insofern von großer Bedeutung, als Gehirntraining eine Methode darstellt, die praktisch überall verfügbar ist und zudem, verglichen mit Medikamenten oder Psychotherapie, sehr kostengünstig ist. 

Zukünftige Untersuchungen werden untersuchen, ob der Effekt über neue Studien mit größeren Stichproben bestätigt werden kann.

Training starten

Quellen:

Motter, J.N., Pimontel, M A., Rindskopf, D., Devanand, D. P., Doraiswamy, P. M. & Sneed, J. R. (2015). Computerized cognitive training and functional recovery in major depressive disorder: A meta-analysis, Journal of Affective Disorders.

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